Im Namen der Wissenschaft

Ich bin ein großer Freund der wissenschaftlichen Methode. Ich bin der Meinung, nur durch Beobachten und Überprüfen können wir den Dingen auf den Grund gehen und unser Wissen über die Welt vergrößern.

Ärgerlich werde ich aber, wenn Wissenschaft missbraucht wird, um die eigene politische Weltanschauung zu untermauern. Daher musste ich auf das Interview mit Vince Ebert auf http://www.freiewelt.net/nachricht-1844/%22autorit%E4ten-nicht-blind-vertrauen%22—interview-mit-vince-ebert.html folgenden Kommentar schreiben.

Vince Ebert plädiert für mehr Sachlichkeit und wissenschaftliches Denken. Das ist gut.

Weniger gut ist, dass er diesen wissenschaftlichen Anspruch offenbar für sich selbst nicht so Recht annehmen mag.

Statt wissenschaftlich-sachlich zu argumentieren, polemisiert und verkürzt er was das Zeug hält.

Ein Beispiel: Vielen Polit-Kabaretisten fehle ein echtes Querdenken, weil sie einen ideologischen, meist linken Hintergrund hätten… Interessante These – aber wo sind die Belege? Mich würde auch mal die Quellenangabe des folgenden Zitats interessieren, mir kommt der Wortlaut doch sehr bekannt vor. Allerdings nicht aus dem Mund eines berühmten Kabarettisten, sondern als – ziemlich abgeschmackter – Alltagswitz. Mag sein, dass das tatsächlich so gefallen ist, nachprüfen können wir es nicht. Das ist genau das Gegenteil von wissenschaftlicher Diskurskultur.

Auch an anderer Stelle passt es mit der Wissenschaft nicht so Recht. Klimawandel? Wird mit dem Beiwort "angeblich" ins Reich der Phantasie verwiesen – und damit die über Jahrzehnte laufende wissenschaftliche Diskussion zwischen zigtausenden Wissenschaftlern hinweggewischt. Ach ja richtig – das sind ja im Grunde gar keine richtigen Wissenschaftler, sondern – ja was?. Offenbar alle Betrüger, die sich Wissenschaftler nennen und mit funktionsuntüchtigen Modellen ihre eigene Meinung den Politikern von Deutschland bis China untergejubelt haben um sich mit Forschungsgeldern vollzustopfen. Ein genauere Beschäftigung mit den kritisierten Modellen ist dann natürlich überflüssig…

Alles klar, Herr Ebert.

Solarenergie heisst so, weil sie "so lala" funktioniert. Alles klar, Herr Ebert. So geht also Wissenschaft.

Lustig wird es auch wenn Ebert Technikkritikern vorwirft, keine Ahnung von den diskutierten Themen zu haben. Er selbst zitiert an anderer Stelle (http://www.rhein-main.net/sixcms/detail.php/rmn01.c.5352850.de) seinen "Onkel Günter" der angeblich seine Altbauwohnung mit Ökostrom heizt. Heizen mit Strom? Wenn das wirklich stimmen sollte (wenn es wirklich einen "Onkel Günter" gibt – aber vielleicht lebt der ja auch im gleichen Paralleluniversum wie der "berühmte Kabarettist mit den Millioneneinnahmen") dann wäre das Heizen mit Strom der tatsächliche Unfug – und nicht gerade die Regel.

Aber so wird verkürzt und vermengt, was das Zeug hält – "Solarenergie mit "Ackerbau vor 100 Jahren" und "Schulen, in denen Kinder … den eigenen Namen … tanzen" – um sich das Klischee eines Technik-feindlichen Mainstreams zurecht zu zimmern.

Und das alles unter dem Deckmäntelchen der Wissenschaft – leider kann die sich nicht gegen solche Vereinnahmung wehren…

Ein Gedanke zu „Im Namen der Wissenschaft

  1. Gut gebrüllt, Herr L.! 🙂

    Das ist halt das Problem, wenn der Künster nicht mehr aus seiner Rolle kann – oder will. Den Gag mit dem Bier im Kühlschrank habe ich bisher in jedem Interview gelesen/gehört. Diese Spezies kann schon ziemlich nerven. In diesem Fall sogar von der ganz perfiden Sorte: Zwei Sätze am Stück ohne einen Joke platzieren zu wollen, scheint nicht möglich zu sein.

    Dann sollten sie halt keine Interviews zu einem Sachthema geben.

    Fragt sich: Eignet der Ebert sich ggf. als Politiker? Die wiederholen doch auch immer die gleichen Floskeln …

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